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Boden – Quell des Lebens
Bodensymposium zeigt Vielfalt und Bedeutung der Böden
Im Rahmen des Münchner Klimaherbstes
Symposium zum Thema der Boden: Quell des Lebens oder wertloser Dreck? Das von der Hofpfisterei initiierte Bodensymposium „Quell des Lebens oder wertloser Dreck?“ im Münchner Stadtmuseum beschäftigte sich mit dem Boden als eine der wichtigsten Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Die Tagung vom 14. und 15. Oktober 2010 wurde gemeinsam von der Hofpfisterei, dem oekom Verlag und Naturland im Rahmen des 4. Münchner Klimaherbstes veranstaltet. Frau Sabine Nallinger, Stadträtin der Landeshauptstadt München, eröffnete das Symposium und verwies auf die Aktivitäten der Stadt zur Gesunderhaltung der Böden.
Zivilisation und Boden
In diesem Rahmen stellte Prof. Dr. David R. Montgomery, Universität Washington, sein im oekom verlag veröffentlichtes Buch zu eben diesem Thema „Dreck - Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ vor. In seiner Buchpräsentation warnte er eindringlich vor der noch viel zu wenig beachteten weltweiten Bodenerosion. „Der Verlust dieser wichtigen Lebensgrundlage wird zu einem großen Problem für die Menschheit“, betonte der amerikanische Geologe und Sachbuchautor.
Bodenbewusstsein schaffen
Es gibt viele Gründe, warum dem Boden in der Öffentlichkeit nicht der entsprechende Stellenwert beigemessen wird. Prof.i.R. Dr. Günter Miehlich setzt sich seit Jahrzehnten für die Bedeutung des Bodens in der breiten Öffentlichkeit ein und erläuterte dies anhand von eindrücklichen Beispielen in seinem Vortrag. Tatsächlich lässt sich die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen leichter dokumentieren als am Boden, dessen Beschaffenheit für den Laien kaum auszumachen ist.
Um dem Schutz der Böden mehr Aufmerksamkeit zu schenken, forderte Prof. Miehlich, nutzerspezifische Regeln und Informationen zu erstellen und sie über ein international aufgestelltes Netzwerk zu vertreiben.
Der Boden als Klimaschützer
Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen, Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt, machte deutlich, dass die Landwirtschaft sowohl vom Klimawandel beeinflusst wird als auch ihrerseits klimarelevante Spurengase freisetzt. Verschiedene Forschungsprojekte zeigten, dass die Landwirtschaft vom Klimawandel beeinflusst wird, aber auch gleichzeitig diesem entgegenwirken kann. „Bereits jetzt leistet der Öko-Landbau durch gezielten Humusaufbau, den Einsatz von Leguminosen und durch Fruchtfolgemanagement einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz“, fasste Prof. Hülsbergen zusammen.
Hans Wimberger, Naturland-Landwirt und Mitglied im Ökosozialen Forum, belegte aus der praktischen Erfahrung eines Öko-Landwirtes die oben angeführten wissenschaftlichen Forschungen: „Ökologischer Landbau leistet bereits jetzt einen großen Beitrag für gesunde Böden. Das Herzstück für jeden Öko-Landwirt ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Humusaufbau durch gezielte Fruchtfolgen zu fördern.“
Neues Bodenbewusstsein durch Landwirtschaft in der Stadt
Dr. Christa Müller von der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis stellte anhand von vier Projekten dar, wie durch die weltweit aufblühende Urban-Gardening-Bewegung mehr Bewusstsein für Landwirtschaft und Lebensmittel geschaffen wird. Zu beobachten sei eine Renaissance des
Gärtnerns, des gemeinschaftlichen Anbaus von Nahrungsmitteln und eine Rückkehr der Natur in die Stadt.
Terra Preta – Modell für eine nachhaltige Landnutzung?
Prof. Dr. Bruno Glaser, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Universität Halle-Wittenberg, präsentierte seinen aktuellen Forschungsstand zur Terra Preta, die ein zur Schwarzerde artverwandter Boden in Amazonien ist. Sie entwickelte sich durch Oxidation verkohlter Biomasse, die sich zusammen mit anderen nährstoffreichen Abfällen zu einem besonders fruchtbaren Boden verbinden lässt und über hohe Kohlenstoff-, Nährstoff- und Wasserspeicherkapazitäten verfügt. „Unser Ansatz ist, durch spezielle technische Verfahren erneuerbare Energie zu gewinnen, über kompostierte Holzkohle die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhöhen und stark degradierte Böden wieder nachhaltig aufzuwerten,“ erklärt Prof. Glaser. „Ein weiterer Positiveffekt im Kampf gegen den Klimawandel ist, dass dadurch Kohlendioxid aus der Luft über lange Zeit (Jahrtausende) in die Böden eingelagert werden könnte“, so der Wissenschaftler weiter.
Die PowerPoint-Präsentationen von Prof. Dr. David R. Montgomery, Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen, Prof.i.R. Dr. Günter Miehlich und Prof. Dr. Bruno Glaser können Sie auf der Website www.hofpfisterei und www.naturland.de/bodensymposium.html downloaden.
Das Buch „Dreck. Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ von David R. Montgomery ist im oekom verlag erschienen. Weitere Informationen finden Sie unter www.oekom.de/buecher |